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NABU: Garten und Balkon als Paradies für Insekten! NABU Oldenburger Land ruft dazu auf, Gärten und Balkone naturnah zu gestaltenOldenburg, Oldenburger Land, d. 8.5.2024: Der NABU Oldenburg appelliert zum Start der Gartensaison an alle Garten- und Balkonbesitzende ihren Beitrag zum Schutz der Biodiversität, also Artenvielfalt, zu leisten, indem sie ihre Gärten und Balkone entsprechend gestalten. In dicht besiedelten Wohngebieten fehlt es oft an natürlichen Rückzugsorten für Insekten. Naturnahe Gärten und Balkone können dort den entscheidenden Unterschied machen. Sie bieten nicht nur Lebensraum und Nahrung, sondern sind zudem wichtige Knotenpunkte für die Vernetzung städtischer und ländlicher Biodiversitätsinseln.
Jeder Quadratmeter zählt im Kampf gegen das Insektensterben und die fortschreitende Naturkrise. Von 500 heimischen Wildbienenarten ist jede dritte vom Aussterben bedroht. Angesichts dieser dramatischen Entwicklung sind solche kleinen Lebensräume von großer Bedeutung. Naturnahe Gärten müssen deshalb dringend gefördert werden und lebensfeindliche Schottergärten dürfen keinen Platz mehr finden. Um diese Entwicklung zu forcieren, hat das Oberverwaltungsgericht Lüneburg im vergangenen Jahr ein Urteil gegen Schottergärten bestätigt und damit eine rechtliche Grundlage geschaffen, damit diesen tödlichen Gegnern der Artenvielfalt ein Ende zu bereiten. Der NABU Oldenburg begrüßt diese Entscheidung sehr und verdeutlicht, wie unverträglich Schottergärten wirklich sind.
„In der heutigen Zeit, in der das Sterben von Insekten zunehmend zu einer traurigen Realität avanciert, spielen Schottergärten eine besonders negative Rolle. Diese Gärten führen zur Versiegelung des Bodens, was unweigerlich Biodiversitätsverlust nach sich zieht.“, erklärt Mario Göwert vom NABU Niedersachsen, Regionalgeschäftsstellenleiter NABU Oldenburger Land. Er fährt fort: „Wenn Regenwasser nicht mehr im Boden versickern kann, fließt es ungesteuert ab. Wildkräuter und heimische Pflanzen haben in urbanen Regionen kaum noch Raum zum Wachsen, wodurch Insekten ihre Nahrungsgrundlage verlieren.“ Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, liefert der NABU Tipps für eine naturnahe Garten- und Balkongestaltung für den Erhalt und die Förderung der Artenvielfalt.
Tipps für einen naturnahen Garten
Anpflanzen von Wildblumen und Wildstauden: Empfehlenswert sind Pflanzen, die über die gesamte Vegetationsperiode hinweg blühen und so kontinuierlich Nahrung für Insekten bieten. Glockenblumen, Storchschnabel und Katzenminze stellen ein grundsolides Nahrungsangebot dar.
Einsatz torffreier Erde: Torfabbau zerstört wertvolle Moore, die als CO₂-Speicher und Lebensraum dienen. Der Einsatz torffreier Erde schont diese wichtigen Ökosysteme.
Verzicht auf chemische Düngemittel: Organische Düngemittel wie Kompost oder Hornspäne sind umweltfreundlich und fördern die Bodengesundheit. Im Gegensatz zu chemischen Düngern stellen die organischen Alternativen keine Bedrohung für Insekten dar.
Nistkästen/Nisthilfen: Nisthilfen sind für heimische Insektenarten ein überlebenswichtiges Schlüsselelement. Dabei gilt ein sonniger Standort, welcher wind- und regengeschützt ist, als Erfolgsfaktor.
Heimische Bäume/Sträucher: Naturnahe Gärten sollten über heimische Bäume und Sträucher als Nist-, Nahrungs- und Versteckräume verfügen. Exotische Sträucher sind, im Vergleich zu den heimischen Gehölzen, keine adäquate Nahrungsquelle für unsere Vogel- und Insektenarten, da sie die spezifischen Anforderungen der Nahrungsprofile nicht erfüllen.
Teiche für Amphibien: Gartenteiche und Tümpel gelten als hervorragende Lebensräume für verschieden Amphibienarten. Amphibien sollten jedoch niemals aktiv ausgesetzt werden. Im Optimalfall finden die heimischen Arten ihren Weg selbst in den bereitgestellten Lebensraum. Dieser sollte sonnig bis halbschattig liegen und mit einem nährstoffarmen Bodensubstrat angereichert sein.
Wilde Ecken: Der NABU Oldenburg hält dazu an, wilde Stellen im Garten zuzulassen und bittet darum, nicht rigoros alles abzumähen. In einem naturnahen Garten finden Insekten ihr benötigtes Futter, auch Vögel, Eidechsen und Igel haben dort ihren Platz.
Tipps für einen naturnahen Balkon: Selbst ein kleiner Balkon kann für Insekten die reinste Oase sein. Die Gestaltung eines solchen Balkons entspricht in weiten Teilen der eines naturnahen Gartens: Auch auf Balkonen sind die heimischen Wildblumen und Wildstauden essenziell, welche über die gesamte Vegetationsperiode hinweg blühen. Ebenso ist das Anbringen und Aufstellen von Nistblöcken für Wildbienen und Co. ausdrücklich zu empfehlen. Um ein breites Nahrungsangebot auf dem Balkon zu schaffen, eignen sich heimische Pflanzen mit einer hohen Farb- und Formvielfalt. Darüber hinaus sind Raupen-Futterpflanzen wie beispielsweise die Brennnessel maßgeblich für die Nährstoffversorgung und Entwicklung von 36 Schmetterlingsarten. Für manche Tagfalter wie dem Tagpfauenauge oder Kleinen Fuchs sind Brennnesseln sogar die einzige Futterquelle. Nachtschwärmern, darunter der heimische Braune Bär, das Abendpfauenauge oder der Eulenspinner bevorzugen nachtblühende und nektarreiche Gewächse (zum Beispiel Leimkraut, Seifenkraut und Wegwarte), da diese ihr typisches Aroma erst in der Nacht entfalten.
Als Trinkstelle für Vögel und Insekten ist das Aufstellen flacher Schalen zu empfehlen, welche zu einem Teil mit Steinen gefüllt sind. Die Steine dienen als Kletterhilfe für Insekten, falls diese in das Wasser fallen. Wichtig: Die Trinkschalen bitte täglich mit heißem Wasser ausspülen, auswischen und in der Sonne trocknen lassen. Andernfalls wandeln sich gut gemeinte Trinkplätze schnell in Keimherde, an welchen sich die Tiere infizieren und gegenseitig anstecken.
Presserechtlich verantwortlich: Mario Goewert, NABU Oldenburg, Schlosswall 15, 26122 Oldenburg Pressedienst NABU Oldenburg aktuell - archiv
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