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Nistkästen reinigen – sinnvoll oder überflüssig? NABU gibt Tipps, worauf es ankommt und was zu beachten istOldenburg, Oldenburger Land, d. 28.10.2024: Nistkästen reinigen – wann ist der richtige Zeitpunkt dafür? Sollten Nistkästen überhaupt gereinigt werden und wenn ja: wie und weshalb? Julian Heiermann ist Experte für Naturschutz- und Umweltthemen beim NABU-Naturtelefon und versucht aus seiner Perspektive, Licht ins Dunkel zu bringen.
Tagtäglich stehen Heiermann und sein Team wissbegierigen Naturfreundinnen und -freunden Rede und Antwort. Nicht selten haben die Anrufenden Fragen zur Nistkasten-Reinigung. Kein Wunder: Schließlich ist dieses Thema selbst unter Expertinnen und Experten sehr umstritten. Das weiß auch Heiermann: „Fragst du zehn Leute, kriegst du 20 Tipps.“ Das gestaltet sich in der Debatte folgendermaßen: Während die einen jetzt noch zur Nistkastenreinigung aufrufen, betonen andere, dass der Spätsommer die einzig richtige Zeit sei, um Nistkästen zu säubern und zum Schutz des zukünftigen Nachwuchses von Parasiten zu befreien. Wer zu lange warte, würde Kleintiere, die im Herbst zur Überwinterung in die Kästen einziehen, unnötig stören. Wieder andere empfehlen die Reinigung stets auf das Ende des Winters zu verschieben, da die noch enthaltenen Nester überwinternden Tieren in eisigen Nächten lebenswichtige Wärme spenden. Demgegenüber steht das Argument, dass der richtige Augenblick für die Säuberung am Winterende schwierig abzupassen sei. Schließlich würden einige Vogelarten hin und wieder doch früher mit dem Nisten beginnen. Zudem müssten alte Nester unbedingt aus den Kästen heraus, da das im Frühjahr darüber neu aufgeschichtete Nest andernfalls zu hoch liegen und die Küken leichte Beute für Jäger würden. Und dann gibt es da noch diejenigen, die auf eine regelmäßige Nistkastenreinigung verzichten: Die Vogeleltern selbst würden die Parasiten nach ihren Ausflügen ohnehin mit ins Nest schleppen, die wiederum Nahrung für Spinnen und Insekten seien.
Ja zur Nistkastensäuberung
Verwirrt? Verständlich! Aber keine Sorge, denn laut unseres Experten am NABU-Naturtelefon, gebe es den einen richtigen Weg gar nicht: „Viele Wege führen nach Rom.“ Auf die jährliche Nistkastenreinigung würde er aber dennoch nicht verzichten: „Die Wahrscheinlichkeit, dass es im Nest zu Parasitendruck kommt, ist höher, wenn der Nistkasten nicht von alten Nistmaterialien und den darin lebenden ‚Plagegeistern‘ befreit wird.“ Manchmal würde der Nachwuchs so sehr von Parasiten ‚getriezt‘, dass die Küken aus dem Nest springen und sterben. „Die Wahrscheinlichkeit, dass die Elterntiere ungewollt nach ihren Ausflügen übermäßig viele Zecken oder auch Milben mit in das Nest bringen und ihre Jungen daran verenden, ist hingegen deutlich geringer“, fährt Heiermann fort. Auch Wintergäste wie Bilche, bleiben dank der Nistkastenreinigung vor einem Befall durch Flöhe, Milben und Zecken geschützt. Zudem ist es dem NABU-Experten nach richtig, dass Vögel ihr neues Nest einfach über alte drüber bauen und Eier sowie geschlüpfte Junge so tatsächlich greifbarer für Katze, Marder oder Eichhörnchen liegen.
Im Oktober ist Nistkastenreinigungszeit
Außerdem sollten Nistkästen Heiermanns Erfahrung nach, wenn nicht bereits im Frühherbst geschehen, besser jetzt als erst Ende Februar gereinigt werden. Das hat folgende Gründe: Nicht selten kommt es vor, dass manche Vogelarten bereits relativ früh im Jahr mit dem Brutgeschäft beginnen. Durch die eigentlich gut gemeinte Reinigung fühlt sich das Brutpaar unnötig gestört. Befindet sich dann beim Säubern auch noch ein Gelege im Nest, ist oft unklar, ob es sich dabei um ein frisches oder eines aus der vorherigen Brutsaison handelt. Ein altes Gelege gehört eigentlich entsorgt: Denn der Nachwuchs könnte aufgrund ungünstiger Hygienebedingungen erkranken oder gar sterben. Da im Frühjahr jedoch nie sicher ist, ob es sich tatsächlich um ein altes Gelege handelt, muss es leider im Nistkasten bleiben. Deswegen gilt: Nistkästen ab Ende der Brutzeit im Frühherbst bis spätestens Ende Oktober reinigen. Und richtig: Im Frühherbst reinigen, nicht wie oft empfohlen bereits im Spätsommer! Denn tatsächlich sei laut Heiermann nicht bei allen Vogelarten das Brutgeschäft im Spätsommer abgeschlossen: „Die Hauptbrutzeit ist dann zwar schon vorbei, dennoch muss bis in den September mit weiteren Bruten gerechnet werden. Diese kommen zustande, wenn die Nahrungsbedingungen sehr günstig sind oder Vogelpaare Ersatzbruten anlegen.“ Das käme beispielsweise auch bei Höhlenbrütern wie Meisenarten vor.
Anklopfen bitte!
Achtung, es stimmt: Ab Mitte Oktober beherbergen manche Nistkästen jedoch bereits Untermieter wie Haselmaus oder Siebenschläfer. Deswegen empfiehlt sich vor dem Öffnen des Kastens: anklopfen! So sind die Insassen, die Unterschlupf für den Winter suchen und sich noch nicht im Winterschlaf befinden, vorgewarnt. Ehe es zu einem unangenehmen Aufeinandertreffen kommt, haben diese die Chance, rechtzeitig zu fliehen. „Hat es sich bereits ein Untermieter im Nistkasten gemütlich gemacht, sollte den Tieren ihr Winterschlafplatz überlassen werden. Befindet sich das jeweilige Tier bereits im Winterschlaf, ist es besonders wichtig, den Kasten umsichtig zu schließen und erst im folgenden Frühherbst nach der nächsten Brutsaison zu reinigen“, führt Heiermann aus.
„Für einen effektiven Schutz im Winter ist es vielen Wildtieren eine große Hilfe, freie Nistkästen vorzufinden.“
Aber was ist mit dem Argument, alte Nester würden gerade im Winter auch den hier überwinternden Vogelarten lebensrettende Wärme spenden? Natürlich hätte das besonders in kalten Nächten einen positiven Effekt. Zwingend nötig seien alte Nistmaterialien jedoch nicht, so unser Experte Heiermann vom NABU-Naturtelefon: „Der Winter ist auch Zeit der Auslese, in der kranke und alte Tiere ausselektiert werden.“ Das sei traurig, gehöre allerdings in der Natur dazu: „Aber natürlich lassen wir vom NABU auch solche Tiere nicht links liegen. Für einen effektiven Schutz im Winter ist es Wildtieren und Vögeln wie der Blau- oder Kohlmeise, bereits eine große Hilfe, freie Nistkästen vorzufinden.“ Dass es bei Minusgraden zu Massensterben von Vögeln komme, da sie auf alte Nester in Nisthilfen angewiesen seien, sei Heiermann nicht bekannt: „Dann müssten auch Höhlenbrüter erfrieren. Die Vögel, die bei uns bleiben, sind in der Regel an tiefe Temperaturen angepasst und überleben auch Temperatur-Ausreißer nach unten.“
So geht die Nistkastenreinigung richtig
Zusammenfassend bedeutet das also schlichtweg: Den Nistkasten zwischen Anfang und spätestens Ende Oktober reinigen! Und so geht’s: Handschuhe überziehen und wenn möglich Mund und Nase mit einer FFP3-Maske schützen! Denn beim Reinigen besteht die Gefahr, sich Vogelflöhe oder gefährliche Erreger wie Hantaviren einzuhandeln. Erst ausreichend geschützt, den Kasten abhängen und am Boden öffnen. Dann zu einer Bürste greifen und den Nistkasten über einer gut verschließbaren Tüte kräftig ausschrubben. So lassen sich altes Nistmaterial samt enthaltener Parasiten entfernen und anschließend im Hausmüll entsorgen. Chemie sollte dabei jedoch keinesfalls zum Einsatz kommen. Bei starkem Parasitenbefall ist es möglich, den Kasten mit klarem Wasser und etwas Sodalauge auszuspülen.
„Manche Vogelfans brennen den Nistkasten übrigens auch mit einer Lötlampe aus“, berichtet Heiermann: „Aber Vorsicht! Nicht, dass der Nistkasten in Flammen aufgeht oder Exemplare aus Holzbeton aufgrund des Temperaturunterschiedes zerbersten.“ Gründliches Ausbürsten reiche in der Regel vollkommen aus.
Wer versäumt hat, seinen Nistkasten bis Ende Oktober zu reinigen, braucht sich nicht zu grämen: „Diejenigen reinigen nicht im Frühjahr, sondern überspringen das Jahr und säubern ihre Nistkästen erst im nächsten Frühherbst.“, beruhigt Heiermann vom NABU-Naturtelefon.
Das NABU-Naturtelefon steht Rede und Antwort
Unter der Telefonnummer 030 – 284 984 – 6000 geben Heiermann und sein Team Montags bis Freitags von 9 bis 16 Uhr Auskunft zu zahlreichen Themen rund um den Natur- und Artenschutz. Alle, die Fragen rund um Nistkästen, Vogelfütterung, Herbstgarten, Eichhörnchen, Igel oder Schmetterlinge haben, erhalten dort Antworten.
Weitere Informationen gibt es hier: https://niedersachsen.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/helfen/nistkaesten/index.html
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Presserechtlich verantwortlich: Mario Goewert, NABU Oldenburger Land e.V., Schlosswall 15, 26122 Oldenburg Pressedienst NABU Oldenburg aktuell - archiv
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